Risikoanalyse – begünstigende Faktoren
Zur individuellen Risikoanalyse hat der Segelclub Niederrhein e.V. unter Berücksichtigung der drei Faktoren „Körperkontakt“, „Infrastruktur“ und „besonderes Abhängigkeitsverhältnis“ die Risikobereiche seiner Sportart „Segeln“ identifiziert:
· Frühe Beziehung zu Trainer:innen durch ein sportliches Angebot ab Kleinkindalter
· Körperliche Nähe durch körpernahen Kontakt bei Erlernen in weiter Entfernung auf dem Wasser oder Hilfestellung bei Übungen (sowohl an Land als auch auf dem Wasser)
· Abhängigkeit von Trainer:innen sowohl emotional als auch sportlich
· Emotionale Bindung an die Trainer: innen durch regelmäßigen Kontakt und Vorbildfunktion
· Hierarchieverhältnis durch das Alter und die Erfahrung zwischen Segler:innen und Trainer:innen
· Häufiger Kontakt, zum Teil über Tage bei Events, wie z.B. Regatten und Segelcamps
· Umziehen nach und vor dem Training und der Regatten auf dem Parkplatz bzw. in der Nähe der Boote und keine räumliche Möglichkeit sich geschützt umzuziehen
o Keine Umkleiden
o Sondern ein Toilettencontainer, Autos oder ein halboffener Unterstand, der allen Seeanliegenden zur Verfügung steht
o Sowohl Sicht- als auch körperlicher Kontakt möglich
o Verletzung der Intimsphäre möglich
· Räumliche Nähe bei Übernachtungen, Events, Regatten,
o Ggf. längere Zeiträume
o Gemeinsame Zimmer und Badezimmer
o Unterkunft
o Gemeinsame Autofahrten
· Räumliche Trennung einzelner zur Gruppe
o Z.B. das Material aus dem Lager holen
· Einsatz von Smartphones oder anderer mobilen Geräte mit Kamera, v.a. während des Umziehens
· Geschlechtsdifferenz zwischen Trainer: in und Segler:in
Beschreibung der sportspezifischen Faktoren
Zur individuellen Risikoanalyse hat der Segelclub Niederrhein e.V. mit Hilfe der Drei Faktoren „Körperkontakt“, „Infrastruktur“ und „besonderes Abhängigkeitsverhältnis“ die Risikobereiche seiner Sportart „Segeln“ identifiziert. Diese Faktoren werden im Folgenden beschrieben:
Faktor Körperkontakt
Körperkontakt ist Teil des sportlichen Alltags mit vielen unterschiedlichen Aspekten. In manchen Sportarten besteht im Sport an sich ein häufiger Körperkontakt, wie z.B. beim Kampfsport oder beim Tanzen. In anderen Sportarten herrschen Körperbetonte Rituale, wie abklatschen oder umarmen, oder es entsteht ein Körperkontakt bei Hilfestellungen oder der Sicherung des Trainierenden. Diese Formen des Körperkontakts sind notwendig und erwünscht.
Täter:innen können diese Gelegenheiten des Körperkontaktes zu Grenzverletzungen oder Übergriffen. Vor allem bei Hilfestellungen können Täterinnen besonders leicht Grenzverletzungen und Übergriffe verteidigen und als sportspezifisch darstellen.
Hier ist es wichtig den Bereich zu thematisieren und für das Thema der Grenzverletzungen während der Hilfestellung zu sensibilisieren.
Faktor Infrastruktur
Die Infrastruktur einer Sportart oder einer Ausübungsstätte des Sportes werden von Täter:innen genutzt. Es gibt zahlreiche Gewaltbegünstigende Faktoren, so zum Beispiel das gemeinsames Umziehen bzw. vor Sicht ungeschütztes Umziehen auf dem Parkplatz bei fehlender Umkleideräume.
Möglichkeiten bieten, z.B. um sich Blickgeschützt umzuziehen oder erwachsene Personen von Kindern und Jugendlichen in besonders sensiblen Augenblicken räumlich zu trennen.
Faktor besonderes Abhängigkeitsverhältnis
Teil der Strategie von Täter:innen ist es die Widerstandsfähigkeit der Kinder und Jugendlichen auszutesten.
Dabei werden Macht und Autorität sowie die Abhängigkeit und Zuneigung der Kinder und Jugendlichen ausgenutzt. Für Betroffene ist es schwierig, aufgrund der (emotionalen) Abhängigkeit oder Sorge vor Verlust der Zugehörigkeit, Grenzen zu ziehen und Übergriffe zu melden.
Schutzkonzept des Segelclub Niederrhein e.V.
Definitionen
Interpersonelle Gewalt
Zwischen einer oder mehreren Personen stattfindende Gewalt unterschiedlicher Gewaltformen.
Gewalt teilt sich auf in Grenzverletzungen, Übergriffe und Straftaten.
Grenzverletzungen sind meist einmalige, z.T. unbeabsichtigte und korrigierbare Verhaltensweisen, die die persönliche Grenzen eines Individuums oder einer Gruppe überschreiten.
Übergriffe geschehen nicht zufällig und symbolisieren meist die Ignoranz gegenüber der persönlichen Grenzen. Sie sind ein Resultat aus persönlichen und fachlichen Defiziten. Übergriffe gehören oft zu typischen Strategien von Täter:innen.
Straftaten sind in den Gesetzen des zuständigen Landes festgelegt. Hierbei sind die strafrechtlich relevanten Gewaltformen gemeint. Dazu gehört zum Beispiel eine Vergewaltigung.
Machtmissbrauch beschreibt die Verwendung von erworbener Macht oder eines Hierarchiegefälles, um seine persönlichen Ziele zu erreichen.
Körperliche (physische) Gewalt
Jede Form der Gewalt, die von körperlicher Art ist. Zum Beispiel schlagen oder beißen. Hierbei ist eine Identifikation meist einfach und Grenzen einheitlich in der Gesellschaft definiert.
Emotionale (psychische) Gewalt
Gewalthandlungen, die eine andere Person oder eine Personengruppe erniedrigen, bedrohen, beschimpfen oder ausgrenzen. Es handelt sich hierbei um einen Angriff auf die Selbstsicherheit, den Selbstwert und das Selbstbild. Der Grund ist meist die Ausübung von Macht und Kontrolle. Diese Form zeigt eine schwierige Nachweisbarkeit, da man die Folgen meist nicht objektiv sehen kann. Die Grenzen sind individuell.
Sexualisierte Gewalt
Gewalt, die zum Zweck der Erfüllung sexueller Triebe oder sexuelle Handlungen, die als Mittel zur Machtausübung, Unterwerfung und Demütigung des Gegenübers genutzt werden.
Zielsetzung
Uns ist es wichtig, dass in unserem Verein ein respektvoller und achtsamer Umgang untereinander herrscht und Grenzen des Einzelnen sowie der Gruppe eingehalten werden.
Kinder und Jugendliche unterliegen einem gesonderten Schutz. Außerdem sollen die Perspektive, die Wünsche und die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen beachtet werden. Eine ausführliche Information der Kinder und Jugendlichen über eigene sowie die Rechte und Pflichten der Mitarbeitenden wird geteilt.
Jedes Mitglied kann sich entweder selbst über Strukturen, Regeln und Abläufe informieren es wird zudem ein Angebot in Bezug auf entsprechende Informationen erstellt und veröffentlicht. Dies umfasst unter anderem sowohl Informationsveranstaltungen als auch eine offen strukturierte Internetseite.
Wir pflegen einen offenen und regelmäßigen Austausch und ermöglichen das Melden von Problemen und Auffälligkeiten. Außerdem nehmen wir Fragen, Irritationen und aufkommende Skepsis ernst und gehen in einen offenen und ehrlichen Austausch.
Es ist uns wichtig, dass Fehler offen angesprochen werden und im Anschluss zielgerichtet aufgearbeitet werden.
Prävention
Zur Prävention gehören alle Maßnahmen, die zur Vermeidung von Gewalt führen. Dabei werden gezielte Maßnahmen ernannt und es wird ein System zur Enttabuisierung integriert. Das Konzept basiert auf unserer durchgeführten Risikoanalyse.
Zur Prävention gehört die Stärkung der Selbstbehauptungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen aber auch die Integration von Handlungsstrukturen und klaren Ansprechpartner:innen.
Gewalt enttabuisieren
Uns ist es wichtig, eine Kultur des Hinsehens und der Beteiligung zu entwickeln. Dafür muss Gewalt, und vor allem die sexualisierte Gewalt zum Thema gemacht werden. Es wird keine Gewalt geduldet.
Durch Schulungen der Mitglieder, insbesondere der Kinder und Jugendlichen sorgt für ein Problembewusstsein. Dadurch können Situationen angemessen eingeschätzt und somit adäquat reagiert werden.
Ein offener und klarer Umgang ist Voraussetzung, dass sich Betroffene anvertrauen und sich Unterstützung holen.
Ein Konzept bietet Handlungssicherheit im Umgang mit Kindern und Jugendlichen.
Benennung von Beauftragten und deren Aufgaben
Damit bei Verdachtsmomenten und den daraus resultierenden Schritten eine geeignete Bewältigung stattfinden kann, werden ein Team aus Beauftragten gestellt. An die Beauftragten kann sich jeder melden.
Zu den Aufgaben der Beauftragten gehören:
· Wissen vermitteln und Fortbildungen anbieten
· Präventionsmaßnahmen koordinieren und transparent machen
· Vertrauensvolle Ansprechpartner sein
· Kontakte und Netzwerke knüpfen
· Bei einem Verdacht geeignete Schritte zur Intervention einleiten
o Einen Interventionsplan erstellen
· Fragen zum Thema beantworten
· Strukturen und Abläufe unseres Vereins überprüfen und ggf. anpassen
o Im Rahmen der Risikoanalyse
· Evaluation der Präventionsmaßnahmen
Ansprechperson 1
Anna Spickschen
Anna.spickschen@web.de
jugend@sc-niederrhein.de
Tel.: 01578 9677949
Ansprechperson 2
David Pahl
Davidpahl0205@gmail.com
sport@sc-niederrhein.de
Tel.: 01522 8595962
Ansprechperson 3
Simone Wittmann
swittmann@onlinehome.de
Tel: 0170 5506064
Weitere Anlaufstellen
Deutscher Segler-Verband
schutzvorgewalt@dsv.org
+49 40 63200960
+49 140 3886902
Bundesweites Hilfetelefon
www.hilfetelefon.de
Tel.: 116016
AWO Kreisverband Wesel e.V. Frauenberatung Wesel
Sandstraße 36
frauenberatung@awo-kv-wesel.de
Tel.: 0281 460959 14
Anlaufstelle gegen sexualisierte Gewalt Dinslaken
Hünxer Straße 37
asm@awo-kv-wesel.de
Tel.: 02064 6218 50
Wissen und Handlungskompetenzen entwickeln
Entscheidend ist eine Sensibilisierung der Mitglieder, hierbei vor allem derjenigen, die im direkten Kontakt zu den Kindern und Jugendlichen stehen. Es wird ein Angebot zur Fortbildung der Trainer:innen aber auch aller anderen Mitgliedern gestellt und es wird ermöglicht an Aus- und Fortbildungen teilzunehmen. In Gesprächen wird eine Atmosphäre angestrebt, in der Probleme, Fragen und Unsicherheiten aber auch Fehler besprochen und aufgearbeitet werden können.
Sportliche Aktivitäten transparent gestalten
Der Trainingsbetrieb ist für alle transparent gestaltet. Dies bietet Gelegenheit eine Kultur der Aufmerksamkeit zur Förderung des Schutzes von Kindern und Jugendlichen zu fördern. Dies kann ebenfalls ein Schutz vor falschen Verdacht darstellen.
Erarbeitung eines gemeinsamen Verhaltensleitfadens
Durch den Leitfaden erhalten Trainer:innen Verhaltenssicherheit.
Dabei werden verschiedene Bereiche abgedeckt, wie z.B. die Umkleidesituation oder das Durchführen von Freizeitveranstaltungen.
Kinder und Jugendliche stärken
Durch den Sport erhalten Kinder und Jugendliche ein großes Potential zur Stärkung in ihrer Selbstbehauptungsfähigkeit. Dies wird durch reflektierte Arbeit des Vereins realisiert.
Die Aufklärung und der Austausch über Kinderrechte spielen dabei eine wichtige Rolle. Wenn Kinder und Jugendliche über ihre Rechte informiert sind, können diese Grenzverletzungen und Übergriffe erkennen, benennen und darauf reagieren. Dafür stellen wir als Verein altersgerechtes Informationsmaterial zur Verfügung. Außerdem werden den Kindern und Jugendlichen gezeigt, wie und wo sie sich Hilfe und Unterstützung holen können.
Kinder und Jugendliche können sich nur für ihre Rechte einsetzen, wenn sie den Eindruck haben, dass sie ernst genommen werden. Mitbestimmung und Partizipation fördern ihr Selbstvertrauen und das Vertrauen in den Verein.
Eignung von Mitgliedern überprüfen
Bei Mitgliedern mit direktem und regelmäßigem Kontakt zu Kindern und Jugendlichen wird deren Eignung überprüft. Dies wird Mithilfe einer regelmäßigen Vorlage des erweiterten Führungszeugnisse durchgeführt.
Ein Ehrenkodex unterstützt die Haltung der Trainer:innen und der anderen Tätigen im Verein. Durch den Ehrenkodex besteht ein Anlass sich über Werte und Normen im Verein auszutauschen und sich die eigene Verantwortung gegenüber Kindern und Jugendlichen zu verdeutlichen.